Der moderne Wahlkampf findet schon lange nicht mehr nur auf Plakaten oder im Fernsehen statt. Gerade innerhalb der letzten Jahre hat sich das Netz als bedeutungsvolles und unverzichtbares Instrument der Wahlkampfstrategie erwiesen. Während der Wahlkampf noch vor wenigen Jahren eine stark einseitige Kommunikation beinhaltete – nämlich vom Kandidaten bzw. der Partei zum Wähler – bieten soziale Netzwerke und moderne Webtechnologien die Möglichkeit zur Interaktion. Auf diese Weise strömt Feedback direkt vom Wähler ungefiltert an die Parteien heran. Für die Parteien ergibt sich daraus die Pflicht, das Feedback zu bewerten und als Grundlage für die weitere Strategie zu nutzen. Zwischengeschaltete Vermittlungsinstanzen wie Journalisten oder Meinungsforscher waren lange Zeit die einzigen, die den Wählerwillen an die politischen Entscheider transportierten. Gerade der Wahlkampf 2013 zeigt in aller Deutlichkeit, wo Wahlentscheidungen geformt werden und wo Politik bewertet wird: im Netz.

Vergleich: Wahlkampf 2009 und 2013

Wir von meinungsbildung.com haben uns bereits zur Bundestagswahl 2009 angeschaut, wie stark Wahlkampf in sozialen Netzwerken betrieben wurde. Die damals gesammelten Daten können mit denen aus dem aktuellen Jahr in Relation gesetzt werden. Gesammelt wurden die Daten von 2009 am Wahltag, die Werte für 2013 stammen vom 21. September. Nach einem Blick auf die Werte (siehe Tabelle) wird schnell deutlich, welchen Zuwachs soziale Netzwerke erleben durften. Die Zahl der Facebook Likes hat sich bei der CDU um das 58-fache erhöht. Enorme Zuwächse sind auch für den Twitter-Account zu konstatieren. Für Youtube liegen aktuell leider keine Daten für die Union vor.

Schaubild: Unterstützerzahlen der Parteien und Spitzenkandidaten im Vergleich

Eine Erkenntnis aus dem Jahre 2009 war zudem: je bekannter der Spitzenkandidat ist, desto stärker verlagert sich das Interesse auf die Accounts der Kandidaten. Bei der CDU belief sich die Zahl der Facebook-Fans 2009 auf gerade einmal 1.008, Angela Merkel folgten jedoch mehr als 72.000. Zur Bundestagswahl 2013 kann sich die amtierende Bundeskanzlerin sogar über mehr als 370.000 Unterstützer freuen. Eine weitere Erkenntnis: die Anzahl an Unterstützern im Netz verläuft nicht synchron zur Popularität der Parteien bei der jeweiligen Wahl. Gerade Grüne und Linke hinken den großen Parteien im Web nur wenig hinterher, wohingegen die Anzahl an Parlamentssitzen deutlich geringer ausfällt. Während die FDP 2009 im Netz sehr viel Zuspruch erreichte, kehrt sich das Bild im Wahlkampf 2013 ins Gegenteil: die Unterstützung hinkt den anderen Parteien hinterher. Daran lässt sich die aktuelle Krise der Partei nachvollziehen, die kontinuierlich an Zuspruch in der Bevölkerung einbüßt. Die meinVZ-Netzwerke, die 2009 von großer Bedeutung waren, sind nur vier Jahre später in Vergessenheit geraten und für den Wahlkampf nicht relevant.

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