Mahmud Ahmadinedschad

Dass der tragische Mord an einer Ägypterin in einem Gerichtssaal in Dresden für internationale Empörung sorgen und zu einem höchst angespannten politischen Verhältnis zwischen Deutschland und der islamischen Welt führen würde, hätte wohl niemand gedacht. Im vergangenen Jahr hatte ein Russland-Deutscher die 31jährige Frau beleidigt, worauf sie ihn anzeigte. Während der Gerichtsverhandlung ging der Angeklagte auf die Frau los und stach sie mit einem Messer zu Tode – vor den Augen ihres kleinen Sohnes und Ehemannes.

Einigkeit besteht sicherlich darin, dass diese Tragödie hätte verhindert werden müssen. Wenig später hagelte es harsche Kritik aus der islamischen Welt. Dem Gericht wird vorgeworfen, die Ermordung der jungen Frau gebilligt zu haben. Die iranische Vizepräsidentin Sahra Sadschadi warf der Bundesregierung vor, sie stecke sogar hinter dieser Tat. Der Präsident des Irans, Mahmud Ahmadinedschad, hatte sich zuvor an die Vereinten Nationen gewandt und forderte Sanktionen gegen Deutschland. Dass dies nicht ohne Folgen bleiben würde, ist klar. Vor der deutschen Botschaft in Teheran demonstrierten zahlreiche aufgebrachte Muslime und riefen dabei „Nieder mit Deutschland“.

Das Handeln der iranischen Politiker kann durchaus als Frechheit bezeichnet werden. Ein Land, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden und in dem die unliebsame Opposition mit Gewalt eingeschüchtert wird, darf sich nicht das Recht herausnehmen in solch radikaler Form gegen einen höchst demokratischen Staat vorzugehen. Die politische Führung des Landes wird gewusst haben, was solche Behauptungen bewirken. Deshalb ist es keine unbegründete Unterstellung zu sagen, der Iran versuche eine Hetzjagd gegen Deutschland zu initiieren. Aufgrund der höchst emotionalen Stimmung und der einseitigen Berichterstattung im Iran will ich mir nicht ausmalen, was das für weitere Folgen haben könnte. Selbstverständlich müssen die Umstände nach dem Mord im Gerichtssaal gründlich untersucht werden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Auch die vom Vater des Opfers geforderte Todesstrafe für den Täter ist im ersten Moment nachvollziehbar, aber an demokratischen Maßstäben gemessen unmöglich.

Mir scheint es, als habe es Deutschland im internationalen Umfeld immer noch besonders schwer, seinen schlechten Ruf aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhundert loszuwerden. Man erinnere sich an den Wohnungsbrand eines türkischen Wohnhauses in Ludwigshafen. Die Türkei schien sich sicher zu sein, es handele sich um einen feigen fremdenfeindlichen Akt. Türkischen Zeitungen zufolge habe sich die Feuerwehr besonders viel Zeit gelassen und sei mitverantwortlich für den Tod der Menschen. Verschwörungstheorien mit politischen Folgen. Letztendlich kam heraus, dass es kein fremdenfeindlicher Akt war. Und die Feuerwehr war nach drei Minuten am Einsatzort. Peinlich für die Türkei. Und jetzt ein ähnlicher Sachverhalt. Natürlich steckt die Bundesregierung nicht hinter der Tat. Peinlich für den Iran.

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