Jan Böhmermann liebt die Schlagzeilen. Kaum sind die unzähligen Meldungen zum Erdogan-Gedicht etwas abgeklungen, hat es der Satiriker wieder in die Top-News geschafft. Diesmal aber nicht mit politischer Satire, sondern mit einem Angriff auf RTL. Dessen TV-Format „Schwiegertochter gesucht“ hat es sich zum Ziel gesetzt, sagen wir mal „gesellschaftlich benachteiligte“ Menschen zu verkuppeln. Dabei setzt der Sender auf Extreme: je schräger die Kandidaten, desto höher die Quote! Jan Böhmermann wollte deshalb herausfinden, wie es hinter den Kulissen der Sendung zugeht. Unter dem Namen #verafake richtet sich der Satiriker direkt an die Moderatorin Vera Int-Veen und die zweifelhafte Produktion.
Böhmermann schleust Schauspieler ein
Dass das Vorhaben so einfach gelingt, hätte selbst Böhmermann kaum gedacht. Zwei Schauspieler, die Vater und Sohn spielten, sollten sich bei „Schwiegertochter gesucht“ bewerben und die Machenschaften hinter den Kulissen aufdecken. Und tatsächlich: der Plan ging auf. „Robin“, so wie der junge Single heißen sollte, schaffte es zusammen mit seinem alkoholkranken Vater in die Sendung. Wie? Ganz einfach: indem man einen extremen, fast schon unrealistischen Charakter schuf. Robin, ein Nerd, der auf Eisenbahnen und Porzellan-Schildkröten steht.
Es dauerte nicht lange, bis die Redakteure den beiden einen Besuch abstatteten. Dazu wurde extra eine Wohnung in Duisburg angemietet. Seltsam war schon, dass die beiden eine Klausel unterschreiben mussten, in der sie angaben, nicht geistig behindert zu sein. Skurril. Ein Hohn ist die Aufwandsentschädigung für den Dreh. 150 Euro für 30 Tage! Laut Böhmermann kostet eine Werbeminute bei „Schwiegertochter gesucht“ schon 90.000 Euro. Doch der überzeichnete Charakter reichte den Machern der Sendung nicht aus: man gab den beiden vor, was sie sagen sollten. Außerdem platzierte man weitere Schildkröten und weitere Utensilien in der Wohnung. Je schriller, desto besser. Dem Zufall wird hier nichts überlassen.
Peinlich für RTL. Gut für Böhmermann.