Deutschland hat keine Probleme. Denn wer keine Probleme hat, macht sich bekanntlich welche. Auch wenn dem zugegebenermaßen nicht so ist, gewinnt man nach der gestrigen „Wetten, dass..?“ Ausgabe den Eindruck, als müsse man sich ernsthaft Sorgen um das Land machen. Die Sendung wurde aus Augsburg gesendet, also aus der Stadt, die vor allem für ihre gleichnamige Puppenkiste bekannt ist. Da verwundert es nicht, dass die Saalwette darauf abzielte. Die Aufgabe: Einwohner sollten als Jim Knopf in die Halle kommen. Laut Markus Lanz könnten dabei „Kohle und Schuhcreme“ helfen. Schließlich handelt es sich bei Jim Knopf um eine farbige Figur. Was für viele eine mäßig kreative Showeinlage ist, ist für andere ein unentschuldbarer Akt rassistischer Verleumdung.

Vergleich mit „Black Facing“

Kaum hatte Lanz die Aufforderung zur Saalwette ausgesprochen, hagelte es im Web – vor allem auf Twitter – Kritik. Unter „Black Facing“ meldeten sich User zu Wort, die dem ZDF Rassismus vorwarfen. In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass der Begriff „Black Facing“ auf eine Maskerade in den USA zurückgeht, die rassistisch motiviert war und daher zu Recht in der Kritik steht. Doch einen Vergleich mit der „Wetten, dass..?“ Saalwette zu ziehen, mag einem schon sehr übertrieben vorkommen.

Ist es rassistisch, wenn man sich in einer Samstagabend-Show schwarz schminkt, um eine mehr als 50 Jahre alte Kinderbuchgeschichte nachzuspielen? Man kann gewiss davon ausgehen, dass Herr Lanz keinerlei böse Absichten hatte, als er die Aufforderung zum Schminken verkündete. Vielmehr sollte man sich überlegen, ob die ganze Kritik an der Aktion nicht rassistische Züge trägt. Bevormundet man damit nicht die, die davon betroffen wären? Warum überlässt man es nicht denen, die es betrifft, ob sie sich zu Wort melden? Stattdessen schreibt man ihnen vor, wie sie sich zu fühlen haben und entfacht eine Diskussion, die zu nichts führt.

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