Pünktlich zum Ferienbeginn in Baden-Württemberg stehen rund 200 „Fridays for Future“-Aktivisten am Stuttgarter Flughafen und demonstrieren gegen das Fliegen. Sie wollen den Reisenden ein schlechtes Gewissen machen und hoffen, dass weniger Menschen fliegen. Unten stehen Familien, die ihren Jahresurlaub antreten und mit ihren Kindern nach Mallorca oder Griechenland reisen möchten. Während sie in der Schlange stehen, ertönen Rufe wie „Attacke, Attacke – Fliegen ist Kacke“.
Nachhaltiges Reisen wird immer wichtiger. Doch wie weit geht der Umweltschutz? Klar ist: ganz ohne Auswirkungen auf die Umwelt wird man nie reisen können – weder mit dem Zug, noch mit dem Auto. Auch wenn es wichtig ist, auf die Umweltbelastungen aufmerksam zu machen, sollte man objektiv bleiben und nicht alles verdammen.
Beim Reisen geht es um viel mehr!
Auch wenn klar ist, dass Fliegen umweltverträglicher gestaltet werden muss, sollte niemand auf seinen wohlverdienten Urlaub verzichten müssen. Schließlich bedeutet Reisen so vieles mehr. Es geht nämlich auch darum, seinen geistigen Horizont zu erweitern, wenn man ferne Länder erkunden möchte. Sollte man die Backpacking-Reise quer durch Südamerika besser sein lassen, wenn man sich nach seinem Abitur belohnen möchte? Oder muss man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man eine Städtereise ins geschichtsträchtige Rom unternimmt? Wohl kaum. Nicht vergessen sollte man zudem die Tatsache, dass viele Länder wirtschaftlich sehr stark vom Tourismus abhängig sind. Ein Beispiel ist Thailand, das sich in den letzten zehn Jahren stark weiterentwickeln konnte – gerade wegen der Einnahmen aus dem Tourismus. Auch für die Umwelt ist dies ein entscheidender Faktor, denn: je besser ein Land wirtschaftlich dasteht, desto eher werden auch Maßnahmen zum Umweltschutz durchgeführt.
Nachhaltig Reisen trotz Flug
Flugzeuge zählen nicht gerade zu den saubersten Verkehrsmitteln. Das steht fest. Dennoch kann man auch bei einer Flugreise umweltschonend reisen. So gibt es in immer mehr Ländern nachhaltige Hotels. Die zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass ihre Gebäude aus nachhaltigen Materialien erbaut und schonend in die Umgebung integriert wurden. Auch legen diese Hotels Wert darauf, Handtücher und Bettwäsche nicht jeden Tag zu waschen und auch ihre Gäste dafür zu sensibilisieren. Hinzu kommt, dass sich viele Hotelbetreiber vor Ort engagieren – sowohl für die Umwelt, als auch für die Bevölkerung. Jeder Urlauber kann daher seinen Beitrag leisten, dass die Umwelt nicht zu sehr leidet. Dazu zählen auch Kleinigkeiten, wie die möglichst sparsame Verwendung von Plastikartikeln.
CO2 freies Fliegen bald möglich?
Anstatt Flugreisende zu verdammen, sollten effektive Lösungen anvisiert werden. Dabei spielt die Politik eine entscheidende Rolle. Eine Kultur des Förderns wird da sicherlich besser funktionieren als eine Kultur des Sanktionierens. Oder anders ausgedrückt: statt Kerosin teurer zu machen, sollten alternative Technologien gefördert werden. Synthetisches Kerosin beispielsweise könnte der Schlüssel zum Erfolg sein, um die CO2-Belastung durchs Fliegen einzudämmen. Dafür bedarf es aber Forschungsgelder und Subventionen durch die Politik.
Abschließend sei anzumerken, dass es auch Alternativen zu Kurzstreckenflügen geben muss. Schnelle und günstige Bahnverbindungen sind da von zentraler Bedeutung. Doch auf seinen wohlverdienten Jahresurlaub mit dem Flieger sollte niemand verzichten müssen. Es wäre auch einmal interessant zu erfahren, wie viele der Demonstranten am Stuttgarter Flughafen schon einmal geflogen sind oder in Zukunft noch einmal fliegen werden. Mit Sicherheit einige…